Von BauDI bis FreiDi
Die ESS 2017 zwischen Lehre und Community-Building
Die Edirom Summer School (ESS) bietet als einzige in Europa Kurse zur Musik-Codierung und zur digitalen Musik-Edition an und hat sich als Austausch-Forum fest etabliert. 2018 liegt ihr Schwerpunkt im Spannungsfeld von Bibliothek und Wissenschaft.
Seit 2009 veranstaltet der am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn angesiedelte Virtuelle Forschungsverbund Edirom (ViFE) jährlich im September im HNI eine Summer School. Es werden Kurse zur digitalen (Musik)-Edition angeboten und gleichzeitig besteht die Gelegenheit, sich über die Entwicklungen in den digitalen Themen der Musikwissenschaft und der Musikbibliotheken auszutauschen. So stellte sich einerseits das junge Projekt „Ludwig Baumann digital“ (BauDi) im Rahmen der neu eingeführten „Spotlights“ vor, andererseits wurden in einem einwöchigen Kurs alle in einem digitalen Projekt verwendeten Techniken im Anschluss an das renommierte Detmold/Paderborner Projekt „Freischütz digital“ (FreiDi) unterrichtet. Das Master-Projekt der Studierenden aus Karlsruhe stieß auf große Resonanz. Gemeinsam mit den Anwesenden wurde überlegt, welche weiteren Erschließungen in welcher Form für die Forschung und die Nutzerinnen und Nutzer von besonderem Interesse wären. In dem Kurs „Performing Freischütz“, der in deutscher und englischer Sprache stattfand, wurden die in dieser genuin digitalen Edition eingesetzten unterschiedlichsten Techniken zur Erschließung der Text- und Musikquellen von Carl Maria von Webers bekanntester Oper „Der Freischütz“ (Edirom, MEI, TEI etc.) an neuen Daten erprobt, um weitere Lösungen anbieten zu können.
Großes Interesse an Musik-Codierung
Da die Paderborner ESS in Europa die einzige Summer School ist, bei der Einführungs- und Fortgeschrittenen-Kurse in die Musik-Codierungssprache MEI angeboten werden, ist der Bedarf nach wie vor groß: Diesmal
musste ein zweiter Einführungskurs angeboten werden, um die Nachfrage zu decken. Gleichzeitig besteht aber auch ein stetiges Interesse an einem Blick über den Tellerrand: Kürzere Workshops, die die Entwicklung im
gesamten Netz (Semantic Web) in den Blick nahmen oder den Umgang mit digitalen Forschungsdaten (DARIAH-DE) zum Thema hatten, waren stark nachgefragt.
Ebenfalls sehr gut besucht war die Keynote, mit der Dr. Arianna Ciula vom King’s College London („Modelling in theory and in practice: sampling digital musicology projects“) einen Einblick in die zahlreichen Projekte
des King’s Digital Laboratory und damit Anregungen zu eigenen weiteren Arbeiten gab.
Fortsetzung folgt im September 2018
Die ESS 2018, die vom 17. bis 21. September 2018 in den Räumen des HNI stattfinden wird, bietet erneut die bewährten Kurse zur Musik-Codierung und zur digitalen Musik-Edition (MEI, Edirom) an. Doch darüber hinaus
wird sie in diesem Jahr einen besonderen Akzent auf die Verwendung der MEI-Metadaten bei Katalogisierungen und Werkverzeichnissen legen. In Verantwortung des am Detmold/Paderborner Musikwissenschaftlichen
Seminar angesiedelten Hoftheater-Projektes wird ein eintägiges Expertengespräch durchgeführt, bei dem die im Rahmen des Projektes entwickelten Modelle und Empfehlungen diskutiert werden sollen.
Da dieses Projekt den ausdrücklichen Auftrag hat, die Anforderungen der Bibliotheken bei der Erschließung von handschriftlichen Beständen zu berücksichtigen, wird dieses Expertengespräch zu gleichen Teilen
von Wissenschaftlern und Bibliothekaren besetzt sein. Gleichzeitig ist diese Diskussion eingebettet in die Aktivitäten der Metadaten-Interest-Group der Music-Encoding-Initiative, die im November 2017 die
Diskussion über Empfehlungen zur Katalogisierung mit MEI an der Akademie der Wissenschaften in Mainz begonnen hat und diese 2018 bei der MEC in Washington und der IAML in Leipzig fortsetzt.
Zur Betonung dieses Schwerpunktes der ESS 2018 wird sich auch die Keynote von Richard Chesser, British Library London (angefragt), dem Verhältnis von Wissenschaft und Bibliotheken widmen.
Details zum Programm finden sich hier.
Der vorstehende Bericht „Von BauDI bis FreiDi. Die ESS 2017 zwischen Lehre und Community-Building“ von Irmlind Capelle erschien ebenfalls in der Paderborner Universitätszeitschrift (puz), 1/2018, S. 28/29.